17. April 2019, 08:58

„Knödlein aus Hennenfleisch“ – Geflügelbällchen

Ein weiteres uraltes Rezept aus dem Dillinger Rezeptbuch von Balthasar Staindl – nachgekocht (und für immer noch überaus lecker befunden) von Stadtarchivarin Dr. Felicitas Söhner. Bild: Jan Koenen
Das Dillinger Stadtarchiv veröffentlicht einen weiteren kulinarischen Beitrag in der Wissens-Serie „Fundstück des Monats“: Ein altbewährtes Gericht unserer Heimatküche aus dem historischen Kochbuch des Dillingers Balthasar Staindl.

Pünktlich zum Start der Grill-Saison hat die Dillinger Stadtarchivarin Dr. Felicitas Söhner ein weiteres Rezept aus dem historischen – fast 500 Jahre alten – Kochbuch des Dillingers Balthasar Staindl herausgesucht und nachgekocht: leckere Geflügelbällchen.

Wie berichtet, stammt das erste bekannte bürgerliche Kochbuch im deutschsprachigen Raum vom Dillinger Bürger Balthasar Staindl. Felicitas Söhner nimmt an, dass der Dillinger in den Diensten der Fugger-Familie oder des Fürstbischofs stand. Mitte des 16. Jahrhunderts – vermutlich 1544 – erschien erstmals sein gesammeltes Werk, welches nahezu unverändert bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts immer wieder aufgelegt wurde. Im Dillinger Stadtarchiv befindet sich eine der raren Faksimileausgaben.

Das jetzt nachgekochte Rezept – die damals „Hennenknödel“ genannten Snacks – sind damals wie heute rasch gemacht und schmecken hervorragend als Suppenbeilage, Vorspeise, kalt auf dem Buffet oder als „Fingerfood“ vom Grill. 

„Knoedlein von Hennenfleisch“ aus dem Jahr 1544:

Zutaten:

400g Hühnerfleisch, 1 altbackene Semmel, 2 Eier, 4 EL Ingwer, 1 TL Nelkenpulver, 1 EL Zimt, 1 TL Pfeffer, 1 TL Muskat, 1 l Hühnerbrühe

Zubereitung:

Fleisch fein hacken. Gehacktes in eine Schüssel geben, mit Semmelbröseln und Eier vermischen. Reichlich würzen und kräftig durchkneten, bis eine glatte Mischung entsteht. Daraus kleine Knödel formen und diese in Suppenbrühe kochen. Alternativ können diese auch gebraten oder gegrillt werden. Schmeckt prima als Suppenbeilage oder zu heller Soße.

Originaltext des Rezepts (wie damals üblich ohne Mengenangaben):

„So nimb das gesotten braet / es sey vonn Hennen / Kaponen / nur das weiß braet soll man nehmen / vonn Voegeln nimb auch nur das Baet / thu die bain besonder in ain schüssel / hack das braet klain / schlag ayr darunder / reib ein wenig semel brot darunder / gwirtz und saltz / nimb denn die Brue / es sey von Hennen / oder die brue von Voegeln / schlage das gehackt braetknoedlen weiß ein / gilbs.“

Stadtarchiv-Blog informiert über Exponate

Neben diesem kulinarischen „Schmankerl“ lagern im Dillinger Stadtarchiv zahlreiche weitere Schätze. Stadtarchivarin Dr. Söhner ist es ein wichtiges Anliegen, diese besonderen Stücke regelmäßig  für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Im Rahmen des Stadtarchiv-„Blogs“ werden regelmäßig spannende Einblicke in die Bestände des Archivs gewährt und ausgesuchte Exponate gezeigt. „Ob Urkunden, Fotos, Plakate, Verträge oder Briefe – die Vielfalt macht den Reiz der vorgestellten Exponate aus“, so die Dillinger Archivarin. Auf folgender Internetseite kann die Präsentation der Fundstücke zudem nachgelesen werden: https://stadtarchivdillingen.wordpress.com (pm)