Um den aktuellen Stand der haus- und fachärztlichen Versorgung im Landkreis Dillingen a.d.Donau zu analysieren und anschließend passende Maßnahmen für die Gewährleistung einer langfristigen wohnortnahen ärztlichen Versorgung zu ergreifen, hat die Gesundheitsregionplus vom 22.10.2021 bis 01.11.2021 alle Haus- und Fachärztinnen und –ärzte im Landkreis Dillingen u. a. zu Praxisstrukturen, Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, bestehenden Kooperationen und Vernetzung, Nachfolgeregelung und Nachwuchsförderung sowie Digitalisierung und Telemedizin befragt. Dies ist auch ein besonderes Anliegen von Landrat Leo Schrell, der die ärztliche Versorgung der Menschen in der Region als elementar wichtig erachtet.
Geringe Beteiligung an Umfrage
Von 101 befragten Ärztinnen und Ärzte im Landkreis Dillingen haben sich 28 an der Umfrage beteiligt. Mit Unterstützung eines externen Sozialforschungsinstitutes wurde die Online-Befragung ausgewertet und zusammen mit regionalen Akteuren in einem Workshop besprochen sowie Handlungsempfehlungen bearbeitet. Nun liegt der Ergebnisbericht vor.
Mehr als 90 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Vollzeit und zwei Drittel mit durchschnittlich mehr als 40 Wochenstunden. Hinsichtlich der Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten wird vielfach darauf hingewiesen, dass – aufgrund der angespannten Versorgungslage - bei nicht akuten Fällen häufig lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen. Hier wünschen sich die Befragten auch politische Unterstützung auf Landes- und Bundesebene im Rahmen einer angemessenen ärztlichen Bedarfsplanung.
Gute Vernetzung zwischen Ärztinnen und Ärzten
Die "Nähe zum Wohnort", eine "gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf" sowie "gute fachliche und fachübergreifende Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten", "kurze Wege" und eine "hohe Lebensqualität" sind die am häufigsten genannten Faktoren, die nach Ansicht der befragten Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung im Landkreis Dillingen a.d.Donau sprechen. Die drei am häufigsten genannten Gründe, die gegen eine Niederlassung im Landkreis Dillingen sprechen, sind "hohe Arbeitsbelastung in der Praxis", "schlechte Berufschancen für Partnerin/Partner" sowie "zu wenig Anbindung an urbanes Leben".
Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte des Landkreises Dillingen sind gut untereinander vernetzt und tauschen sich aus, mehr als zwei Drittel der Befragten geben dies an. Vernetzung erfolgt vor allem in Form von Fallbesprechungen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Kooperationen mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, aber auch ärztliche Stammtische werden genutzt sowie regionale Ärztenetzwerke, allen voran PraDix (Praxisnetz Dillingen e.V.). Austausch findet zum Teil auch über die Grenzen des Landkreises hinweg statt. Es wird dennoch ein Bedarf insbesondere an regionaler Vernetzung geäußert; speziell bei den Themen Nachfolgeregelung, Austausch zwischen den Gesundheitseinrichtungen vor Ort, Digitalisierung und Fragen der Praxisorganisation.
Handlungsbedarf bei digitalen Angeboten
Der Weiterbildungsassistent ist das bekannteste Instrument der Nachwuchsförderung, aber auch die "AKADemie Dillingen" erfreut sich großer Bekanntheit. Obwohl viele Maßnahmen zur Nachwuchsförderung bekannt sind, werden diese Fördermöglichkeiten nur moderat in Anspruch genommen (u.a. Förderungen durch den Bayerischen Staat, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern).
Die am häufigsten verwendeten Informations- und Kommunikationstechnologien im Praxisalltag sind E-Mail und das Smartphone. Digitale Lösungen werden in erster Linie zur Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen und im Bereich E-Learning angewendet. Einige Ärztinnen und Ärzte (ein Drittel) führen Video-Sprechstunden durch. Die Handhabbarkeit von IT-Anwendungen in der Praxis, Vergütung und technische Infrastruktur werden als verbesserungswürdige Punkte benannt.
Gesundheitsregionplus setzt sich für ärztliche Versorgung ein
Durch die Gesundheitsregionplus mit der Gesundheitskonferenz konnte der Landkreis Dillingen a. d. Donau seit 2011 bereits einige Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung der Ärztlichen Versorgung ergreifen. Gemeinsam mit regionalen Akteurinnen und Akteuren konnten u.a. eine Informationsveranstaltung für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zum Thema "Gestaltung der wohnortnahen ärztlichen Versorgung“, Standortmarketing für die Niederlassung von Ärztinnen und Ärzte durch eine Broschüre "Junge Medizin im Landkreis Dillingen… da wo du gebraucht wirst", ein Forum "Junge Medizin" für den Austausch von Ärztinnen und Ärzte und Studierenden sowie die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Landkreis entwickelt und umgesetzt werden.
Die Umsetzung von passenden kommunalen Maßnahmen zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung wird auch weiterhin im Rahmen des Arbeitskreises "Ärztliche Versorgung" der Gesundheitsregionplus bearbeitet und wenn nötig an die entsprechende Landes- und Bundesebene weitergegeben. Auch bei der jährlichen Gesundheitskonferenz, die letztes Jahr im September tagte, wurde die ärztliche Versorgung im Landkreis thematisiert und diskutiert. Hier waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, dass die ärztliche Versorgung einerseits über eine Veränderung der ärztlichen Bedarfsplanung, die auf Bundesebene festgesetzt wird, und andererseits auf der kommunalen Ebene angegangen werden kann und muss. (pm)